Deutschland 2020, 92 Min., von Christian Petzold mit Paula Beer, Franz Rogowski, Maryam Zaare, Anne Ratte-Polle, Jakob Matschenz, Rafael Stachowiak
Für Undine (Bären-Gewinnerin Paula Beer), die als Kunsthistorikerin im Berliner Stadtmuseum arbeitet, bricht eine Welt zusammen. Ihr Freund Johannes hat ihr gerade mitgeteilt, dass es aus ist. „Du kannst nicht gehen“, entgegnet Undine. „Du hast gesagt, dass du mich liebst. Für immer. Wenn du mich verlässt, muss ich dich töten.“ Der Sage nach ist Undine ein Wassergeist, der durch die Liebe eines Mannes eine menschliche Seele erhält. Wird sie betrogen, dann muss sie Rache nehmen und in den Waldsee zurückkehren. Ihre Geschichte ist schon oft erzählt worden. Friedrich de la Motte Fouqué hat sie 1811 in ein romantisches Märchen verwandelt, in den folgenden Jahrzehnten diente sie als Vorlage für verschiedene Opern. Auch Hans Christian Andersens „Die kleine Meerjungfrau“ basiert auf dieser Sage. Christian Petzold hat den klassischen Mythos jetzt neu interpretiert, dabei bezieht er sich auf Ingeborg Bachmanns Erzählung „Undine geht“. Der Wassergeist wehrt sich gegen den Fluch, der auf ihm lastet. Undine will nicht länger abhängig sein vom Begehren der Männer. Auf der Suche nach Johannes trifft sie auf den Industrietaucher Christoph. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Christoph ist der erste Mann, der sie um ihrer selbst willen lieben wird. Petzold verbindet seine märchenhafte Romanze mit der Kritik an einer Stadt, die „keine eigenen Mythen hat und ihre Geschichte mehr und mehr ausradiert“.