Norwegen 2008, 121 Min., von Eric Poppe mit Pal Sverre Valheim Hagen, Ellen Dorrit Petersen, Trine Dyrholm, Trond Espen Seim, Terje Stromdahl, Angelou Garcia, Henriette Garcia
„Ist es nicht ein bisschen naiv zu glauben, dass alles Schlechte auch etwas Gutes mit sich bringt?“, fragt Jan Thomas die junge Pastorin Anna, als die beiden an einem Sommerabend durch Oslo schlendern. Acht Jahre saß er im Gefängnis, weil er einst den Tod eines kleinen Jungen verschuldet haben soll. Jetzt sucht er seinen Weg zurück ins Leben mit der schweren Last der Vergangenheit auf den schmalen Schultern. Hinter Gittern mag der junge Mann geläutert sein, doch Melancholie und Schuldgefühle stehen ihm tief ins müde Gesicht geschrieben, das erahnen lässt, wie fragil und zerbrechlich seine Psyche noch ist.
Wie geht ein Täter mit dem moralischen Ballast der Strafe um? Darf es Formen der Versöhnung geben, wenn ja zu welchem Preis? „Troubled Water“ ist psychologischer Erklärungsversuch und subtile Täteranalyse zugleich, die tief hinein in die Seelen der Protagonisten schaut und das Publikum mit solcher Wucht und Intensität trifft, dass man schon jetzt von einem der großartigsten Dramen der vergangenen Jahre sprechen muss.
Als Jan Thomas nach seiner Entlassung aus der Haft in die versöhnende Obhut eines Pastors genommen wird und die freie Stelle als Kirchenorganist antritt, begegnet ihm eines Tages Agnes, die Mutter des verstorbenen Jungen. Zunächst tief berührt vom musikalischen Talent, wird ihr erst auf dem zweiten Blick bewusst, welchen besonderen Orgelspieler ihr das Schicksal geschickt hat.
Dramaturgisch geschickt montiert, widmet sich das erste Filmdrittel der Traumabewältigung von Ex-Häftling Jan Thomas, der mithilfe von Pastorin Anna seine eigenen Gefühle erkunden und die Zuneigung zu ihr entdecken kann. Im zweiten Teil legt Regisseur Poppe seinen Fokus auf die Mutter, die Jahre später ein neues und glückliches Leben mit Adoptivkindern gefunden zu haben scheint. Das intensive Finale widmet sich schließlich der leisen Konfrontation zwischen ihr und ihrem Peiniger.
In Rückblenden tastet sich die verschachtelte Erzählung langsam vorwärts und begeistert mit der aufwühlenden Performance ihrer Schauspieler, die mit wenig Gestik und Mimik trotzdem Momente voller Intensität zustande bringen.