Ein Kammerquintett für moderne Songs das schwebte den beiden Gründern von The Miserable Rich vor. Die Band tritt mit Cello, Violine und Kontrabass vor ihr Publikum, dafür ohne Schlagzeug und Bassgitarre. Aber keine Angst, hier kommt nicht noch so eine von diesen Andachtscombos oder einschläfernden Quiet is the new Loud-Strebern. Ihre altehrwürdigen Instrumente verwenden sie in der Manier altehrwürdiger Briten, die schon vor vierzig Jahren wussten, dass man mit alten Geigen neue und sogar aufregende Musik machen kann. Frag nach bei John Cale! Folktronisch funktioniert The Miserable Rich´s Cover von «Over And Over», dem Konsenshit von Hot Chip. Das knistert, klingelt, schellt, spieluhrt und maultrommelt wie im Kinderzimmer von Coco Rosie. Damit haben sie die Playlists der besseren Radiostationen dieser Welt erreicht, Heavy Rotation bei BBC Radio 1 in England, FM4 in Österreich und Byte.FM! Auf dem Debütalbum fehlt der Download-Only-Track, hier gibt es ausschließlich eigene Songs, bei denen man auch nach dem zwanzigsten Hören immer noch überraschende Details, tolle Ideen, merkwürdige Kurven entdeckt. Bandgründer, Songschreiber und Sänger James de Malplaquet hat englische Literatur studiert, unterrichtet Sound Design und Gesang bei der Artichoke Artgroup und ist ein äußerst eigenwilliger Songwriter. Mit «Pisshead» ist ihm der tragikomischste Trinkersong seit «You only tell me you love me when you´re drunk» von den Pet Shop Boys gelungen. Der Opener «Early Mourning» prägt die Stimmung des Albums wie «Sunday Morning» den Vibe der Velvets-Bananenplatte. Überhaupt hat die Band einen ausgeprägten Sinn für Timing. In «The Time That´s Mine» braucht James De Malplaquet 104 Sekunden, um die ewigen Fragen von Zeitverschwendung, Vergänglichkeit und (Un-)Endlichkeit durchzudeklinieren. Und wann gab es zum letzten Mal eine bessere Liebeserklärung als diese: «If you want to take me to the top of the tree I´ll be your monkey for you!» Oder ist das eine Selbstmorddrohung? Egal. Hit! In einer Welt, in der man nicht zum Affen wird und nicht vor Verzweiflung den nächsten Baum hochklettert. Um sich runterzustürzen.
«Näher kann man einer Definition von zeitlosem Pop kaum kommen.» (Kulturnews)
Platte des Monats (Kulturnews 4/2008)
Nominiert für den Preis der deutschen Schallplattenkritik
Gesang: James de Malplaquet (ex Bonobo)
Cello: Will Calderbank (Sons Of Noel & Adrian)
Violine: Mike Siddell (Lightspeed Champion)
Kontrabass: Rhys Lovell
Gitarre: Jim Briffet (Clearlake)
www.myspace.com/themiserablerich
www.lastfm.de/music/The+Miserable+Rich
Eintritt:
8,– VVK plus Gebühr
10,– Euro Abendkasse
8,– Euro Mitglieder