Konzert fällt aus!!!
Sie kamen förmlich aus dem Nichts und spielten gleich auf der ganz großen Klaviatur der Gefühle: The Glam aus Hamburg gehören zweifellos zu den aufregendsten Neuentdeckungen in der aktuellen Rockszene. Dabei ist ihr Name Programm; und doch, so erklärt Sänger und Gitarrist Frederic, «ist der Name sowohl augenzwinkernd als auch nicht ganz wörtlich zu verstehen. Es geht uns nicht um ein Revival der großen Zeit des Glamrock. Es geht uns vielmehr um eine Transformation der Stilistik, der Mode und des ganzen Lifestyles in die Moderne.» Jene bezieht ihre Einflüsse aus einer Vielzahl von Inspirationsquellen. «Natürlich mögen wir Künstler wie T. Rex oder David Bowie, doch wichtiger sind uns Bands wie The Cure, U2 oder auch Placebo», so Frederic. Ebenso entscheidend für die bandinterne Definition sind indes Bücher und Filme – Frederic, ein großer Conaisseur klassischer Literatur von Oscar Wilde über Baudelaire bis zu den Symbolisten und zudem ein begeisterter Cineast der französischen Film Noir-Epoche, zieht sich aus diesen Einflüssen ein Substrat für ihre Lebenseinstellung, ihren Geschmack und ihre Ästhetik – und vermengt dies mit einem opulenten «Wall of Sound», den sie selber als «Widescreen Electric Guitars» beschreiben. Dass ihr Klang in den schillerndsten Technicolor-Farben erstrahlt, ist fraglos auch das Verdienst ihres Produzenten Franz Plasa, der über die Jahre mit so unterschiedlichen Künstlern wie Udo Lindenberg, Selig, Rio Reiser oder Echt kollaborierte. Dabei müssen sich The Glam, gerade was ihre poetische Qualität anbetrifft, beileibe nicht verstecken. Denn wo sich andere Bands einer Fremdsprache bedienen, um ihre vielleicht etwas zu banalen Lyrics zu kaschieren, schwingen sich The Glam zu lyrischen Höhen auf, die einen erstaunen lassen. Es geht bei ihnen um die universellen Themen: Liebe, Glaube, Vertrauen, Lebenssuche und der Seiltanz zwischenmenschlicher Begegnungen. Nehmen wir diese Eigendefinition aus dem Song «Join the Spectres»: «Hey you, do you believe in spectres? Come on and join the defectors! Hey you and your policy, I prefer to live my reverie.» Das ist fürwahr poetisch, es gibt den Gedanken gründlich Futter, es abstrahiert das Alltägliche, ohne kompliziert verkopft zu wirken. Es ist, mit einem Wort: brillant. Das Ergebnis ist so nah, direkt und dicht beim Hörer, dass der Albumtitel «Escapism» zunächst doch überrascht. Denn hier flieht keine Band vor der Welt, sie stellt sich – mit allen Qualitäten, Überzeugungen und Verletzlichkeiten. «Der Titel beschreibt auch eher die Möglichkeit, sich in seiner Traumwelt einzurichten und es sich dort gut gehen zu lassen«, erklärt der nachdenkliche Sänger. So überzeugt «Escapism» nun vom Fleck weg mit einer Tiefe, Wärme und dunklen Schönheit, wie man sie, auch international gesehen, auf einem Debüt nur selten fand. Es ist ein überbordendes, variantenreiches und mit bittersüßen Melodien gespicktes Kunststück von einem Debüt geworden. Darauf zeigen sich The Glam als souveräne Virtuosen der Gefühlspalette, von horizontweiter Euphorie bis zu intimsten Momenten innerer Einkehr und aufrichtiger Selbstbetrachtung. Wie singt Frederic in der Single «All the Universe» so treffend? «All the universe can never be enough …» Betrachtet man sich die Qualität und Außergewöhnlichkeit ihres äußerst behutsam erdachten Debüts, so könnte dieser Satz für The Glam zu einer «self-fulfilling prophecy» werden.
www.theglam.co.uk
www.myspace.com/theglamrock
www.lastfm.de/music/The+Glam
Eintritt:
8,– Euro Vvk plus Gebühr
10,– Euro Abendkasse
8,– Euro Mitglieder