An Visionen zur Stadt der Zukunft gibt es keinen Mangel. Ob in der Bibel, den Utopien der Renaissance, den Planstädten der Nachkriegszeit oder den scheinbar grenzenlosen Stadtprojekten im Nahen und Fernen Osten: Schon immer suchen die Menschen nach einer gebauten Umsetzung Ihrer Visionen von einer perfekten und harmonischen Welt – natürlich im Einklang mit Gesellschaft und Natur. Dabei geht es immer um ein Mehr. Ein Mehr an Raum, an Mobilität, an Komfort, an Möglichkeiten, an Individualität , manchmal auch an sozialer Gerechtigkeit, aber vor allem an Wohlstand.
Vor dem Hintergrund der Entwicklungen der letzten Jahre im westlichen Europa und mit Blick auf den demographischen Wandel in Deutschland gerät diese Orientierung bei uns jedoch ins Wanken. Waren es anfangs die Städte und Landkreise in den neuen Bundesländern, die durch Abwanderung und Verlust an Wirtschaftskraft massiv unter Druck kamen, stellen wir heute vergleichbare Tendenzen bundesweit fest. In Baden-Württemberg sieht das statistische Landesamt nur noch drei kleine Regionen mit Wachstumspotenzial. Der Rückgang der Einwohnerzahlen setzt auch bei uns früher ein, als vor kurzem noch prognostiziert.
Wir stehen wohl historisch erstmalig vor einer Rückwärtsentwicklung, die nicht durch Hungersnot oder Krieg verursacht ist. Allein dieser Aspekt verlangt, dass wir ressourcenschonende, umweltverträgliche, wirtschaftlich innovative und sozial ausgewogene Strategien und Konzepte zur Planung und Gestaltung unserer gebauten Umwelt entwickeln. In der Stadtentwicklung und im Städtebau wird es in den kommenden Jahrzehnten weniger um futuristische Gestaltungsvisionen gehen. Vielmehr stehen Fragen im Zentrum wie:
Was bedeutet der demographische Wandel für die Siedlungsentwicklung?
Wie entwickeln sich die Zentren und Ortskerne und welche Auswirkung hat dies?
Wie verändert sich die Arbeitswelt?
Was werden wir unter Mobilität verstehen?
Wie wirkt sich die Altersentwicklung der Bewohner auf die Infrastruktur aus?
Welche Auswirkungen sind im ländlichen Raum zu erwarten?
Der Vortrag „Stadt der Zukunft im demographischen Wandel“ lässt keine einfachen Antworten auf diese Fragen erwarten. Vielmehr werden mögliche Szenarien beleuchtet und beispielhafte realisierte oder geplante Projekte vorgestellt, um zur Diskussion gestellt zu werden. „Von dem, was man heute denkt, hängt ab, was morgen auf den Plätzen und Straßen gelebt wird.“ (Ortega y Gasset)
Matthias Schuster ist Architekt und Stadtplaner in Stuttgart. Er führt gemeinsam mit einem Partner das Büro „LEHEN drei Architektur Stadtplanung“ mit Tätigkeitsschwerpunkten in der Stadtentwicklung, im Städtebau und im Hochbau.
Darüber hinaus ist er regelmäßig in der Lehre tätig, arbeitet als Autor (u.a. go south – das Tübinger Modell, 2005) und hält Vorträge zu städtebaulichen Themen. Schuster ist u.a. Mitglied im Bund Deutscher Architekten, der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung, des Arbeitskreises Stadtplanung der Architektenkammer Baden-Württemberg und des Städtebauausschusses der Landeshauptstadt Stuttgart.
Veranstalter – Bündnis 90 / DIE GRÜNEN