BRD 2008, 90 Min., von Joachim Bornemann
Musik von Kettcar, Die Sterne, Tomte, Urban Delights, Bela B.,
Fettes Brot, Beginner
Im berühmt berüchtigten Stadion am Millerntor, in unmittelbarer Nähe der Reeperbahn trägt der FC St. Pauli seine Heimspiele aus, in einem kleinen, kaum Bundesliga tauglichen Stadion, das meilenweit entfernt von den kaum zu unterscheidenden Arenen und Multifunktionsstadien der Konkurrenz ist. Und ebenso heimelig geht es auch im Klubheim zu, in dem sich Spieler aller Nationalitäten (zumindest diesem Aspekt des modernen Fußballs konnte sich auch St. Pauli nicht entziehen) auf die Spiele vorbereiten. Zum Kaffeklatsch vor dem Spiel faltet der Zeugwart eigenhändig die Servietten, der Umkleideraum ist kaum größer als der eines Dorfvereins, die Trainingsanlagen wären wohl manchem Freizeitkickern zu schäbig.
Und doch hat sich in den letzten Jahren ein stetig größer werdender Kult um den Verein gebildet, wurden die stets ausverkauften Heimspiele zu beliebten Partyzielen für den frühen Freitagabend, bevor es dann auf der Reeperbahn etwas rustikaler weitergeht. Dass der Verein mit Totenkopffahne und ähnlichen Symbolen seine Nähe zur alternativen Szene in den Vordergrund stellt, dürfte entscheidend zu seiner Beliebtheit beigetragen haben. Im FC St. Pauli hat der reflektierte Fußballzuschauer einen Verein, der sich deutlich von der zunehmenden Kommerzialisierung der Großvereine abhebt. Hier ist ein Verein, der sich offenbar gegen den Trend stellt, sich nicht verkauft und dennoch immer wieder erstaunliche Erfolge feiert. Dass er dazu im Dunstkreis des Rotlichtmilieus existiert, die Nähe zu Halbwelt, Boxern oder Zuhältern groß ist und mit Corny Littman eine bekennende Tunte als Präsident wirkt, macht den kleinen FC St. Pauli zu einem idealen Thema für eine Dokumentation.