Peter Brötzmann, Ken Vandermark, Mats Gustafsson: Holzblasinstrumente
Joe McPhee: Trompete, Saxofon
Johannes Bauer, Jeb Bishop: Posaune
Per-Ake Holmlander: Tuba
Fred Lonberg-Holm Cello
Kent Kessler: Bass
Paal Nilssen-Love, Michael Zerang: Schlagzeuge
Er war von der Chicago Szene immer schon mehr angetan als von New York, weil er dort etwas wiederfand, was er aus Berlin und Wuppertal kannte. Sein Hauptanliegen, die verschiedenen Musiker und Temperamente so zu koordinieren, dass man weltweit zusammenarbeiten kann, sei in New York nicht möglich, sagt der Saxofonist Peter Brötzmann: «Da wird man zum Einzelkämpfer erzogen». Doch zuerst kam New York, die Verbindung zum Bassisten William Parker, und schnell wurde er dann auch schon zu kleinen Solo-Jobs nach Chicago eingeladen. Mit dem dort lebenden Schlagzeuger Hamid Drake befreundete er sich vor fünfzehn Jahren, und seitdem ist er öfter und öfter da gewesen. Bedeutende Protagonisten der Szene wie der Saxofonist Ken Vandermark, der Bassist Kent Kessler und der Trompeter Joe McPhee spielen heute in seinem sensationellen Chicago Tentet. Die Bush-Regierung kümmerte sich nicht um die Kultur, resümiert Brötzmann, doch dort gebe es zum Glück jene Typen, die aus Eigeninitiative etwas auf die Beine stellen. Genau das mache das Land groß. In den letzten Jahrzehnten arbeitet Brötzmann sogar mehr und mehr in den USA und Kanada: «Ich ernte jetzt sozusagen die Früchte meiner langjährigen Zusammenarbeit mit Andrew Cyrille oder Cecil Taylor, die frühen Jahre zahlen sich für mich in den Staaten heute ganz gut aus». Sonst lief es für die improvisierenden amerikanischen Musiker meistens in Europa gut, doch die Gagen von vor 20 Jahren fließen hier nicht mehr. Es gab in den siebziger Jahren wesentlich mehr Geld, man bedenke nur die bescheiden abgespeckte Situation des Berliner JazzFestes heute, sagt das einstige Gründungsmitglied der Berliner Free Music Production. Vor einigen Jahren tourte Brötzmann mit seinem Tentett drei Wochen durch die USA – alles auf der Basis freien Unternehmertums. In der Musikersprache heißt das: «Da spielen wir für die Tür». Dass man davon kein reicher Mann wird, liege auf der Hand, «das ist besonders in den Staaten für kreative Musiker eine Frage des reinen Überlebens, nicht des Lebens», berichtet Brötzmann. Im Gegensatz zu den USA jammere man hier zwar auf hohem Niveau, doch auch in Deutschland sei die Situation für diese Musik eine Schande, das habe sich in den letzten 12 Jahren so entwickelt. Durchhalten, durchhalten, und an das glauben, was man tut, lautet dementsprechend seine Empfehlung. Er habe sich vor 40 Jahren ganz bewusst dafür entschieden, diese ganz spezielle Art von Jazzmusik zu machen: «Und es gab nicht nur Höhen ab und zu, es gab ganz viele Tiefen, wo man schon kurz davor war, die Hörner zum nächsten Laden zu bringen und zu verkaufen und die ganze Scheiße zu verfluchen. Aber einen Tag später fährt man wieder irgendwo hin und spielt sich die Lunge aus dem Hals.» Bei seinem Tentett hat Ken Vandermark die Logistik übernommen, und wenn Brötzmann dessen Einsatz vor und hinter der Bühne sieht, sei er tief beeindruckt. Dann spüre er genau, dass es weiter geht: «Und das soziale Umfeld bringt neue Impulse».
www.lastfm.de/music/Peter+Brötzmann+Chicago+Tentet
www.youtube.com/watch?v=bnjx0oAHwy8
Eintritt:
19,– Euro VVK plus Gebühr
22,– Euro Abendkasse
19,– Euro Mitglieder