BRD 2008, 108 Min., von Wim Wenders mit Campino, Giovanna
Mezzogiorno, Dennis Hopper, Inge Busch, Jana Pallaske, Axel
Sichrovsky, Udo Samel, Lou Reed
Im Zentrum der Geschichte steht Finn, ein Düsseldorfer Star-Fotograf, der in allen Hochglanz-Magazinen der Welt erscheint und um den sich die Galerien reißen. Der Preis für seinen Erfolg ist ein rastloses Leben an der Oberfläche. Seine Droge ist die dauernde Musik auf dem Knopfhörer
Als er in letzter Sekunde mit seinem schicken Cabrio einem Geisterfahrer ausweichen kann, bekommt Finns schöne Fassade ganz plötzlich ganz gravierende Risse. Den Tod vor Augen will er sein Leben neu ordnen und reist dazu nach Palermo.
Wie einem Engel begegnet Finn zufällig der schönen Flavia, einer geheimnisvollen Restauratorin, die ein imposantes Todes-Fresko restauriert und die dem Lebensmüden mit Leichtigkeit zu neuer Liebesenergie verhilft. Dann wäre da noch ein mysteriöser Schütze, der den Helden ständig verfolgt und ihn mit Pfeilen nach dem Leben trachtet. Es ist der Tod persönlich, dem Ex-«Easy Rider» Dennis Hopper in einem formal furiosen Finale mit einer imposanten Vorstellung geradezu zärtliches Leben einhaucht. «Ohne mich würdet ihr Sterblichen das Leben doch gar nicht wertschätzen» sagt er da, oder: «Der Tod ist ein Pfeil aus der Zukunft, der auf dich zugeflogen kommt.» So manche sarkastische Edelfeder in Cannes verspottete Dialoge wie diese als prätentiös und manieriert – als wären ganz ähnliche Texte nicht auch in den besten Songs zu hören.
Musik spielt in Wenders Welt schon immer eine große Rolle, diesmal wird sie zum elementaren Bestandteil des erzählerischen Konzepts. Neben den Dialogen, die wie Songtexte klingen, hört Finn fast ständig über seine Knopfhörer Musik. Das Spektrum reicht von Nick Cave und Portishead über Calexico und Thom bis zu Lou Reed, der sich die Ehre mit einem kleinen Gesangsauftritt gibt. Der Filmscore wurde von Irmin Schmidt, dem Kopf der legendären CAN geschrieben, die einst schon bei «Alice in den Städten» einen Song beisteuerte.
Mit diabolischer Zerbrechlichkeit gibt Dennis Hopper den Tod, Haare und Augenbrauen abrasiert, ein Schädel wie ein Totenkopf. «Ich bin es leid, immer den Bösen zu spielen», sagt er selbstironisch. Seine überragende Leistung würdigen selbst die eingefleischten Wenders-Hasser, ebenso wie die visuelle Qualität. Wie schon in Cannes wird Wenders wieder die Feuilletons spalten – aber polarisieren ist ja nicht das Schlechteste fürs Kino Und wie sagt Udo Samel als Schäfer im Film einmal so schön: «Man muss einfach alles ernst nehmen, bloß sich selber nicht.»