USA 2006
Regie: John Jeffcoat
Darsteller: Josh Hamilton, Ayesha Dharker, Larry Pine, Asif Basra, Matt Smith, Sudha Shivpuri
102 Minuten
Künftig acht Inder zum Preis von einer US-amerikanischen Arbeitskraft beschäftigen zu können, das ist für Call-Center-Chef Dave Grund genug, die Auftragsannahme für den Vertrieb überflüssigen patriotischen Nippes von Seattle nach Indien zu verlagern. Centerleiter Todd Anderson, der bei einer sofortigen Kündigung sämtliche Aktienoptionen verlieren würde, bleibt nichts anderes übrig, als die neue Mannschaft um den indischen Center-Manager Puro in Indien zu schulen. Dabei ist Anderson einer jener naiven Amerikaner, für die Indien ein Buch mit sieben Siegeln ist. Klar also, dass er dort von einem kulturellen Fettnäpfchen ins nächste tapst. Verständlicherweise kommt auch «Outsourced» nicht ohne die Abarbeitung der üblichen Klischees aus, mit denen ein in fremden Landen gestrandetes Greenhorn gemeinhin konfrontiert wird. John Jeffcoat aber arbeitet sich an den landestypischen Besonderheiten und wie ein unbedarfter Fremder sie in seiner unbeholfenen Art erst einmal erfahren muss auf eine erfrischend sympathische Weise und mit einem guten Gespür für Timing ab. Wenn Gags einmal nicht so funktionieren wie sie sollten, dann liegt das unter Umständen eher an der deutschen Synchronisation – was zum Beispiel schon beim Namen des Indienreisenden beginnt. «Sind Sie Mister Tod?», heißt es da in der deutschen Übersetzung, während die englische Version auf «Mister Toad» setzt, was Kröte meint und als (eigentlich ja gar nicht so gemeintes) Schimpfwort gemünzt deutlich besser funktioniert.
Die «Kröte» aber muss mit Blick auf das Leben in Indien noch viel Lernen. So richtig klappt das allerdings erst, nachdem ein Landsmann Todd den Rat gibt, sich nicht gegen das, was Indien ausmacht, zu wehren. Das farbenfrohe Holi-Fest, der Besuch des Ghettos hinter der Mauer seiner Herberge, die Erlaubnis für die Mitarbeiter, sich den Arbeitsplatz mit persönlichen Gegenständen gemütlich zu machen und viele andere Alltagserfahrungen mehr unterstreichen die Wandlung Todds. Und so ist’s auch nur eine Frage der Zeit, bis er sich in die aufgeweckte Asha verliebt und von ihr in die Geheimnisse des Kama Sutra eingeweiht wird. Die entsprechenden Übungen finden allerdings brav unter der Bettdecke statt.
Dass «Outsourced» über die Ursachen und Folgen der globalen Arbeitsplatzverlegungen nicht zu sehr in die Tiefe geht, lässt sich entschuldigen – ist dies doch nur der Aufhänger, nicht aber das Thema selbst. Trotzdem drückt sich auch „Outsourced“ nicht um ein Statement, demzufolge letztendlich die nach möglichst billigen Produkten gierenden Verbraucher und Konsumenten mit Schuld am aktuellen Karawanen-Kapitalismus tragen.
Was «Outsourcing» aber vor allem ausmacht, sind seine sympathischen, humorvollen und grundehrlichen Figuren. Der unverrückbare Glaube der Inder an sich selbst ist es letztendlich, der auch Todd zu sich selbst finden und ihn an seinen Platz im Leben glauben lässt. Und auch wenn Asha am Ende einen anderen heiraten wird und Todd seinen liebgewordenen Mitarbeitern verkünden muss, dass bald 20 Chinesen den Job eines indischen Telefonisten verrichten werden, so ist der um einen flotten Soundtrack aufgepeppte «Outsourced» dennoch nicht eines glücklichen Endes beraubt. Zum einen hält John Jeffcoat noch eine kleine Überraschung parat, zum anderen hat er seinem amerikanischen Protagonisten die Augen so weit geöffnet, dass den in der Zukunft wohl keine noch so alarmierende Nachricht mehr aus der Bahn werfen wird. Todd hat zu sich und einen Sinn fürs Leben gefunden. Was eine kleine Luftveränderung doch manchmal so mit sich bringt …