Österreich 2008, 100 Min., von Erwin Wagenhofer
Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Finanz- und Bankenkrise
kann es eigentlich keinen aktuelleren Film geben. Während die
Hiobsbotschaften scheinbar nicht abreißen und Laien sich fragen,
was eigentlich mit dem Geld auf den globalen Märkten passiert und
Regierungen intervenieren müssen, um Rettungspakete in Milliardenhöhe zu schnüren, wagt Regisseur Wagenhofer einen Exkurs in die undurchsichtige Welt der Finanzströme. Und führt sein Publikum fast um die ganze Welt. Er zeigt die Verlierer der Globalisierung in den Goldminen von Ghana, wo nur drei Prozent des Ertrages im Land behalten werden darf, während die anderen 97 Prozent in die Schweiz geflogen werden. Er filmt afrikanische Bauarbeiter in Andalusien, bettelarme
Fabrikangestellte im indischen Madras oder Obdachlose in den USA,
die sich in Wohnheimen organisieren.
«Let’s Make Money» ist eine bittere Reflexion über den Verbleib unseres Geldes, die komplex und erschreckend zugleich ist. Manager und Wirtschaftsexperten aus dem neo-liberalen Lager erklären anschaulich, wie sich Banken und Investmentfirmen mit einfachen Mitteln dem Kapital von Kunden oder Partnern bedienen und es in die globalen Finanzströme einspeisen. Der beliebte Slogan «Lassen Sie ihr Geld für ich arbeiten!» bekommt dabei einen bitteren Beigeschmack, weil Erwin Wagenhofer deutlich macht, dass es das Geld der einfachen Leute ist, die jene ungerechte Umverteilung des Geldes und die Benachteiligung der Entwicklungsländer überhaupt erst möglich macht. Mit anderen Worten: Jeder der sein Geld einem Global Player anvertraut, unterstützt die klar verteilten Rollenverhältnisse zwischen Erster und Dritter Welt, die von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond geschürt werden.
Dennoch beansprucht der Film nicht die Rolle des Anklägers. Viel mehr wird schlicht eine Vielzahl von Akteuren gezeigt, die ihre Rolle im globalen Finanznetzwerk erklären und kritisch hinterfragen. Ein ehemaliger Mitarbeiter der amerikanischen Regierung beschreibt, wie Entwicklungsländern üppige Kredite gewährt wurden und im Austausch dafür den Großteil ihrer natürlichen Ressourcen abgaben. Systematisch wird aufgezeigt, wie bei auftretenden Problemen entweder Staatsführer ermordet wurden oder, wie im Irak, militärische Interventionen zur letzten Option wurden. Das ernüchternde Fazit von «Let’s Make Money» ist die Wichtigkeit des kritischen Blicks auf den Neo-Liberalismus, der sich ausschließlich und mit allen unlauteren Mitteln auf die hohen Rendite gegenwärtiger Investitionen konzentriert und dabei jeglichen Sinn für Nachhaltigkeit verliert. Dennoch: Das allgemeine Credo lautet, dass der Staat nicht den Markt regulieren muss. Der Markt reguliert sich von selbst. Wer den Kinosaal verlässt, sieht die Finanzwelt mit anderen Augen. Mehr noch: Jegliche Form von Privatisierung – ob ehemals staatliches Krankenhaus oder Straßenbahn – dient nur dem Cash-Flow auf den Finanzmärkten, die besagte Spirale eines imperialistischen Kapitalismus nur fördern.