Seit dem 11. September 2001 scheint der Islam so beängstigend zu sein wie noch nie: Muslime stehen unter dem Generalverdacht, alle Andersgläubigen zu verachten, Frauen grundsätzlich zu unterdrücken, überhaupt ausgemachte Demokratiefeinde und Schädlinge, wenn nicht gar Terroristen zu sein, die aus Deutschland einen Gottesstaat machen wollen.
Kay Sokolowsky wehrt sich vehement gegen diese allgegenwärtige Voreingenommenheit. In seinem engagierten Buch zeigt er, wie das »Feindbild Moslem« systematisch aufgebaut und immer wieder polemisch untermauert wird.
Treten beispielsweise bei gesellschaftlichen Problemen Angehörige des Islam signifikant in Erscheinung, wird stets ihre Religionszugehörigkeit in den Vordergrund gerückt. Ob in Kriminal-, Bildungs- oder Arbeitslosenstatistiken: Muslime – werden immer in erster Linie als »Muslime« wahrgenommen, egal woher sie stammen, welchen sozialen Hintergrund sie besitzen und unter welchen Bedingungen sie in Deutschland leben. Damit wird die fremde Religion gleich als Ursache allen Übels ausgemacht und der differenzierende Blick verstellt. Auf diese Weise dient der Islam aber vor allem als Projektionsfläche für Ängste und Ressentiments.
Sokolowskys Analyse zeigt, dass hier ein Feindbild offenbar um seiner selbst willen gepflegt wird – in schönster rassistischer Tradition. Was im Gewand der Islamkritik daherkommt, ist auch in intellektuellen Kreisen meist nichts anderes als Ausländerfeindlichkeit oder als Kulturkampf getarnter Rassismus.
Im ersten Teil seines Buches beleuchtet Sokolowsky die Motive und Muster, die historische und mediale Entwicklung des Feindbildes vom Moslem, seine Wirkungsmacht in unserer Gesellschaft und die großen Gefahren, die es birgt.
Die Interviews im zweiten Teil des Buches thematisieren die Ähnlichkeit von Antisemitismus und Antiislamismus, die Lebenswirklichkeit muslimischer Migranten in Deutschland, ihre alltägliche Diskriminierung und die Integration – wie sie ist und wie sie sein sollte.
Kay Sokolowsky
ist seit 1991 als freier Journalist, Buchautor, Redakteur und Gastdozent an der Universität Hamburg tätig. Neben Kritiken, literarischen Arbeiten und satirischen Texten widmet er sich politischen und zeithistorischen Sujets. Über den latenten und offenen Rassismus in Deutschland hat er in seinen Büchern »Lügner, Fälscher, Lumpenhunde« und »Der Dolch im Gewande« sowie in der Zeitschrift »konkret« zahlreiche Beiträge veröffentlicht.