Josephine Foster lebt in ihrer ganz eigenen Folk-Parallelwelt, in der Belcanto und Noise, alte Mörderballaden und New Yorker Minimalismus friedlich koexistieren. Ihre Musik klingt vor allem nach, ähm, Josephine Foster. Was nicht zuletzt an ihrem Gesang liegt. Nicht nur regelmäßigen Betrachtern von Casting Shows muss diese Stimme fremdartig vorkommen: Wieso singt die so? Wer ist die überhaupt? Wo kommt das her? Josephine Foster hat eine große, klassisch geschulte Stimme und wirft sich voll hinein in die Möglichkeiten ihres Soprans. Sie unterwirft sich jedoch keinerlei stilgetriebenen Regelkatalogen, sie lässt ihre Stimme an der langen Leine – und das kann auch schon mal abenteuerlich klingen. Ihre prägenden Gesangserlebnisse seien klassische Stimmen gewesen, Opernsängerinnen, sagte sie kürzlich einem Interviewer. Sie wolle nicht klingen wie eine dünne Nudel, wie ein kleines Mädchen. Dennoch singt sie nicht Oper oder anderes klassisches Repertoire, sondern eigene Lieder, die wie Folksongs klingen. Und eigentlich klingt ihre Stimme auch meistens weniger nach Verdi, als nach Appalachen, nach US-Folk-Ursuppe, in der ja auch einige beeindruckende Vokalartisten herumschwammen, wie man spätestens seit Harry Smith’ “Anthology of American Folk Music“ weiß. Letztlich ist Josephine Foster unendlich viel näher an der Carter Family, wie sie dort dokumentiert ist, als an Anna Netrebko. Grenzenloses Staunen, große Begeisterung, die anstecken mag, auch diejenigen, die längst wissen, dass hinter den Kulissen stumpfe Arbeit, Depression und Tragödien lauern. Zyniker steigen an dieser Stelle aus. Es ist das, was die Musik von Josephine Foster so interessant macht: Ja, es ist Folk. Aber es ist eine Folk-Definition, die ungefähr so eigen und revolutionär ist wie die der Incredible String Band 1967. Sie ist auf sympathische Weise verunsichernd, denn sie zeigt, dass schon wieder Zeit vergangen ist, dass sich die Erde weitergedreht hat und dass man auf das verklärend zurückblickt, das einen eben noch als das frischeste neueste sexy Ding verrückt gemacht hat.
Zitat:
Ein Wunderwerk der eleganten Singer / Songwriterin aus Colorado. Rolling Stone, Januar 2014
Eintritt:
11.- Euro Vvk plus Gebühr
14.- Euro Abendkasse
8.- Euro Mitglieder