Sie machen es einem nicht leicht. Bei der französischen Band Herman Dune wechseln Herkunft, Besetzung und Musik so schnell, dass man einem schwindelig wird. Das geschickte Verwirrspiel ist aber Methode: Im steten Identitätswechsel findet das Duo regelmäßig zu großer Form. Auf ihrem Album «Strange Moosic» schwelgen Herman Dune neuerdings in der Tradition großer amerikanischer Singer-Songwriter – und liefern einen wunderbaren Soundtrack für den Sommer. Es fängt schon damit an: Die wievielte Platte ist es denn nun eigentlich? Seit der Gründung von Herman Dune vor fast 13 Jahren – damals noch Düne geschrieben – gingen etliche Alben im Selbstvertrieb oder bei Untergrund-Labels an den Start. Heute heißt es bei der Plattenfirma schlicht: «Man kann sicherlich sagen, dass zwölf Alben erschienen sind – durch alle möglichen obskuren Netzwerke.»
Auf «Strange Moosic» haben die Franzosen David-Ivar und Cosmic Néman Herman Dune zunächst jegliche Obskurität abgelegt. Es ist das massentauglichste Album bislang: Im Beipackzettel ist zu Recht von «Herman Dune’s most Pop Record to date» die Rede. Nachdem zuletzt verrückte mexikanische Töne zu hören waren, klingt die Platte ur-amerikanisch. Folk, Country und Rock’n’Roll sind Spielarten, die sie in unbeschwerten Studio-Poprock überführen. Das war nicht immer so, liegen die Anfänge der Band doch im stets unfertig wirkenden und ab und an anstrengenden Anti-Folk. Gemeint ist damit der Gegenentwurf zum etablierten Folk: Schnöder Studio-Wohlklang für die Massen war mit den zerzausten Gestalten und ihren abgegriffenen Instrumenten nicht zu machen. Mit dieser Attitüde fanden Herman Dune allerdings Bewunderer und Förderer wie den legendären britischen Radio-DJ der BBC, John Peel.
Indes machten es Herman Dune ihren Fans mit wechselnden Verwandtschaftsverhältnissen und Nationalitäten zu der Zeit nicht leicht. Galten sie zunächst als schwedische Band mit jüdischen Wurzeln, die in Frankreich lebt und in den USA spielt, stellten sie 2007 plötzlich klar: «Wir sind französisch.» 2005 strichen sie den Umlaut aus ihrem Namen, als der Dune-Bruder André die Band verließ. Dass da manch einer nicht mehr hinterher kam, ist verständlich. Das scheint nun vorbei zu sein. Was im US-amerikanischen Portland eingespielt wurde, nennt die Band zwar «Strange Moosic». Befremdlich sind die zwölf neuen Songs indes nicht – im Gegenteil, der Großteil kommt sehr vertraut daher.
Zu pumpendem Schlagzeug und treibenden Gitarren-Akkorden finden sich auf der Platte etliche Anleihen aus der Musikgeschichte. In «The Rock» zitieren Herman Dune in bester Folktradition unverhohlen Simon & Garfunkel. Im wunderbar rumpeligen «Your Love Is Gold» hört man etwa den rockigen Bob Dylan heraus. «His Bobness» gilt der Band neben Chuck Berry, Neil Young, J.J. Cale oder den Beatles als Vorbild. «Jede neue Band hört sich so an, als hätte ich sie schon einmal gehört», gestehen sie im Opener «Tell Me Something I Don’t Know». Dass die Songs so zeitlos wirken, mag auch an dieser Einstellung liegen. Ist das Resignation oder Kritik am modernen Einheitsbrei?
Immer wieder erweist sich David-Ivar als großer Erzähler und darin liegt auch die Stärke der Band. Ob im wehmütigen «Just Like Summer» mit greinender E-Gitarre oder in der Country-Ballade «In The Long, Long Run», in der das eigene Leben auf die Waagschale geworfen wird: die Texte – in denen Weisheiten wie «you should never go swimming with a heavy heart» (aus «Lay Your Head On My Chest») zutage gefördert werden – sind klug und witzig zugleich.
Zwar wird sich mancher Fan im neuen Dune-Universum recht verloren fühlen. Allzu glatt gibt sich der ein oder andere Song. Traurig-schöne Lieder für laue Sommertage sind es aber allemal. Die Band gibt sich indes ganz zuversichtlich, dass die Hörer auch diese Wendung mitmachen. Herman Dune hoffen gar auf Nachahmer: Im Booklet stehen zu jedem Song die Akkorde. Ob es dazu kommt, wird man dann spätestens diesen Herbst am knisternden Lagerfeuer erfahren.
Musik von Herman Dune hören und/oder Videos ansehen auf:
www.myspace.com/clubmanufaktur
Eintritt:
14.- Euro Vvk plus Gebühr
17.- Euro Abendkasse
14.- Euro Mitglieder