Bassisten sind besondere Musiker. Ganz gleich, ob wir vom Barock oder von Free Jazz sprechen: Beim Bass laufen die Grundlinien jeder Musik zusammen – Rhythmus und Harmonie, aus denen sich erst Melodie entwickeln kann. Gerade im Jazz, wo die Bedingungen des gemeinsamen Musizierens ständig neu ausgehandelt werden, schaffen gute Bassisten eine Basis für lebendige, gleichwohl koordinierte Kommunikation. Hélène Labarrière ist eine gute Bassistin. Eine leidenschaftliche Bassistin, wird man hinzufügen, nachdem man erlebt hat, wie die Französin im funkensprühenden Solo "Mon Pays" jener beiden Jugendlichen gedenkt, die 2003 bei den Unruhen in den Pariser Banlieus in einem Hochspannungs-Trafohäuschen den Tod fanden. Es war die Leidenschaft für eine "andere" Musik, die sie schon 16-jährig für den Kontrabass und seinen "Jazz Appeal" begeisterte – und die sie über kurz oder lang zu Zusammenarbeiten mit Lee Konitz, Daniel Humair oder Louis Sclavis führte und später ins Joachim Kühn Trio und ins Vienna Art Orchestra. In ihrem aktuellen Quartett hat Hélène Labarrière einige der interessantesten Musiker der französischen Szene zusammengebracht. Am Schlagzeug sitzt Christophe Marguet. Die Bandleaderin: "Er hat wie ich seine Erfahrungen im Jazz bei den älteren Musikern gesammelt, indem er viele französische und amerikanische Solisten in den Pariser Jazzclubs begleitete, bevor er sich dann der weiten Welt der improvisierten Musik öffnete." François Corneloup brachte sich das Saxophonspiel und das Komponieren autodidaktisch bei, begann in der Compagnie des Pianisten Bernard Lubat aufzutreten und gehörte 1990 neben Kollegen wie Michel Godard und Sylvain Kassap zum Kollektiv "Incidences", wo er auch Hélène Labarriere kennenlernte.
Der Gitarrist Hasse Poulsen schließlich zog vor 13 Jahren von Kopenhagen nach Paris. "Es war eine Offenbarung, dort einen Konzertraum voll mit 800 Leuten zu sehen – als Publikum für ein Solokonzert von Derek Bailey!" Ähnlich wie der große Klangforscher Bailey erweitert Poulsen die Möglichkeiten seiner akustischen Gitarre überaus effektvoll. "Les temps changent" ist das Motto ihres Quartetts, sagt Hélene Labarrière – the times are changing. "Das hat schon vor Jahren ein anderer Musiker gesagt", schmunzelt die Bassistin. Dieses Bonmot befreie das Quartett davon, Referenzen erweisen oder Hörerwartungen gerecht werden zu müssen. Aber "weil wir unserer Umwelt gegenüber nicht taub sind, fühlen wir mehr und mehr die Dringlichkeit, uns musikalisch dazu zu äußern".
Kostenlos und unregistriert Musik hören und/oder Videos vom Hélène Labarrière Quartett ansehen: www.myspace.com/clubmanufaktur
Eintritt:
13.- Euro Vvk plus Gebühr
16.- Euro Abendkasse
13.- Euro Mitgliede