Uruguay 2008, 84 Min., von Adrian Biniez mit Horacio Camandule, Leonor Svarcas, Nestor Guzzii, Federico Garcia, Fabiana Charlo,
Schwer und etwas unbeholfen wirkt Jara, Wachmann in einem Supermarkt, bei all seinen Tätigkeiten. Meist sind diese sitzend, beobachtend. Auf den Monitoren der Überwachungskameras verfolgt er das Geschehen im Supermarkt, sieht Kunden und Angestellte, die nicht ahnen, dass sie fortwährend beobachtet werden. Nach Dienstschluss trottet Jara nach Hause, geht ebenso banalen Tätigkeiten nach wie während der Arbeit und geht abends zu seinem zweiten Job. Als Türsteher in einer Disko wird er eher wegen seiner einschüchternden Größe ernst genommen als auf Grund von wirklicher Überzeugungskraft. Das einzige Anzeichen, dass es hinter der lethargischen Fassade brodeln könnte, bietet das T-Shirt einer Heavy-Metal Band, das Jara oft trägt.
Selbst als Jara auf den Überwachungsmonitoren die neue Putzfrau Julia sieht und sich sofort in sie verguckt, kann er nicht aus seiner Haut. Viel zu lange hat er sich eine Existenz zurechtgelegt, die auf möglichst wenig zwischenmenschlichem Kontakt basiert. Umso schwerer fällt es ihm nun, sich der Auserwählten zu nähern. Was ihm bleibt sind die Monitore, die ihn in eine Gott-gleiche Position versetzen. Wenn er sieht, dass Julia von einem Kollegen dumm angemacht wird, drückt er den Feueralarm; als er beobachtet, wie Julia Ärger mit dem Chef hat, warnt er sie vor dessen Auftritten. Bald verfolgt Jara Julia auch nach Dienstschluss, beobachtet ihr Leben, agiert als eine Art Schutzengel, der vom Subjekt seiner Dienste allerdings nicht wirklich wahrgenommen wird. Dass es schließlich doch zu einer Eskalation der Ereignisse kommt, das all die aufgestauten Emotionen schließlich doch aus Jara ausbrechen, ist unausweichlich. Die komplizierten und ambivalenten Gefühle, die Biniez’ Inszenierung beim Zuschauen auslöst, machen sein souveränes Erstlingswerk zu einer wunderbar vielschichtigen und ungeschönten Liebesgeschichte. In Gigante ist in der Liebe nicht nur vieles erlaubt, sondern bis zum Ende auch alles möglich.