BRD 2008, 90 Min., von Buket Alakus mit Christoph Bach, Fabian Busch, Mira Bartuschek, Nele Winkler
Alexander ist Vollblutmusiker. Sein Akkordeon liebt er mehr als seine beiden Kumpels, mit denen er erfolglos durch Deutschland tourt. Als sich einer der beiden das Leben nimmt und der andere daraufhin die Musik an den Nagel hängt, steht Alexander ganz unvermittelt vor dem Nichts. Ohne Wohnung, Band und Einkommen ist er mitten in Norddeutschland gestrandet. Seine einzige Chance, zurück auf die Beine zu kommen, ist eine Anstellung bei einem kleinen Bremer Theater. Dazu müsste er allerdings eine Behinderung vorweisen. Um an den Job zu kommen, gibt Alexander daher vor, an Epilepsie zu leiden. Die Arbeit erhält er daraufhin zwar nicht, dafür wird er immerhin in eine betreute Behinderten-WG einquartiert.
Die türkischstämmige Regisseurin Alakus schafft es in ihrem dritten Kinofilm vorzüglich, die Behinderten vollständig in ihre Geschichte zu integrieren, ohne sie in Klischees oder Witzfiguren zu verwandeln. Mit ihrer freundlichen und direkten Art sind sie vielmehr sympathische Lehrmeister, die einem notorischen Betrüger die Vorzüge von Menschlichkeit und Herzlichkeit näherbringen. Immerhin kannte Alexander in seinem Leben bis dato nichts anderes, als seine Mitmenschen zu betrügen, um aus jeder Gelegenheit persönliche Vorteile zu ziehen. Deshalb webt der Musiker auch in der WG sein Lügennetz zunächst unvermittelt weiter. Dabei täuscht er nicht nur Epilepsie vor, sondern verstrickt sich zudem in eine völlig überzogene Lebensgeschichte, die rein gar nichts mit der Realität zu tun hat. Alakus weiß das in ihrem Streifen genüsslich auszukosten.
«Finnischer Tango» ist vielmehr eine herzliche Komödie über
Menschlichkeit und Vertrauen, die glücklicherweise ohne moralin-
saure Botschaften auskommen.