F 2007, 100 Min., von Claude Miller mit Cécile de France, Patrick Bruel, Ludivine Sagnier, Julie Depardieu
In seiner Verfilmung des Bestsellers von Philippe Grimbert erzählt Claude Miller außerordentlich klug und berührend davon, wie eine alltägliche Liebesgeschichte im besetzten Frankreich zum dunklen, schuldbeladenen Geheimnis einer Familie wird.
Schicht um Schicht legt Claude Miller Rückblenden über Rückblenden und Erzählebene über Erzählebene um das Geheimnis einer Familie, ein Trauma aus der Besatzungszeit. Die Erzählung beginnt in den 50er Jahren. Der siebenjährige François Grimbert leidet darunter, den hohen Anforderungen seiner Eltern nicht gerecht werden zu können. Die Mutter Tania ist begeisterte Schwimmerin, Turmspringerin und Ex-Model, der Vater Maxim Ringer und Athlet. Nur François ist mager und ungeschickt und versagt an den Ringen ebenso, wie am Schwimmbecken. Am liebsten flüchtet er zu Louise, der alleinlebenden jüdischen Bekannten seiner Eltern, die nebenan einen Massagesalon hat.
Der Film scheint zunächst François’ Perspektive einzunehmen, aus der die Welt der Erwachsenen dunkel und undurchschaubar aussieht. Hier spricht niemand je darüber, wie sich die Eltern in den Kriegstagen kennen gelernt haben, oder warum der Vater so allergisch reagiert als François einen imaginären Bruder erfindet. Es dauert eine ganze Weile, bis sich herausstellt, dass es gar nicht der kleine François ist, der erzählt, sondern der mittlerweile erwachsene François, der sich an seine Jugend erinnert. Daran, wie fremd er sich als Kind in seiner Familie gefühlt hat. Und daran, wie Louise ihm wenige Jahre später, nachdem er in der Schule einen Jungen wegen antisemitischer Sprüche verprügelt hat, endlich das Geheimnis offenbart, das sein Familienleben überschattet…
Ein kluger Film, der einem bei aller Distanziertheit das Herz bricht.