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Das Vaterspiel

Mi. 27. Januar 2010 | 21:00

BRD/A/F 2009, 117 Min., von Michael Glawogger mit Helmut Köpping, Sabine Timoteo, Ulrich Tukur, Christian Tramitz, Otto Tausig, Franziska Weisz, Michou Friesz

In der Romanverfilmung „Das Vaterspiel“ werden gleich drei Familienschicksale erzählt und kunstvoll miteinander verwoben. Die erste Geschichte handelt von einem Sohn, der zeitlebens gegen den übermächtigen Vater aufbegehrt. Ratz kann es seinem Vater nie wirklich Recht machen. Denn während der Herr Papa auf eine steile politische Karriere zurückblicken kann, die ihn schlussendlich bis an die Spitze eines Ministeriums führte, tüftelt der Filius lieber nächtelang an einem obskuren Computerspiel, raucht Joints oder genießt anderweitig das Studentenleben.

Als Mimi, eine alte Studienfreundin, sich völlig unerwartet bei ihm meldet und ihn bittet, sie bereits am nächsten Tag in New York zu besuchen, willigt Ratz kurz entschlossen ein. Die Reise bietet ihm die willkommene Gelegenheit zur Flucht. Vor seinem dominanten Vater und dem schwierigen, weil inzestuösen Verhältnis zu seiner Schwester. Dafür kommt er kurz nach seiner Ankunft in den USA mit zwei anderen, prekären Familiengeschichten in Kontakt. Mimis Großvater – inzwischen ein alter, kranker Mann – war während des Zweiten Weltkriegs als Nazi-Kollaborateur an der Ermordung Tausender litauischer Juden beteiligt. Um sich für diese unfassbare Tat nicht vor Gericht verantworten zu müssen, versteckt ihn seine Familie seit 32 Jahren im Keller ihres unauffälligen Hauses. Ausgerechnet diesen Keller soll Ratz nun renovieren.

Unter den Pogrom-Opfern befand sich auch der Vater des in die USA emigrierten Journalisten Jonas Shtrom der später nach Deutschland reist, um den Behörden von den Verbrechen zu berichten. Damit schlägt der Film wie schon Josef Haslingers Roman einen gewaltigen Bogen: Von Litauen im Jahre 1941, über die Bundesrepublik der Nachkriegszeit, Wien in den Neunzigern bis in das New York des Jahres 1999. Trotz der zahlreichen Schauplatzwechsel und Schicksalsdichte merkt man der Verfilmung ihre komplexe Agenda nie unangenehm an. Regisseur Michael Glawogger verzichtet zudem auf jede unnötige Dramatisierung der Ereignisse. Beispielhaft zeigt sich das an der zurückgenommenen Schilderung der Nazi-Gräuel, die Glawogger einen großartigen Ulrich Tukur als nüchternes Gedankenprotokoll nacherzählen lässt. Ein genuin österreichischer Humor, zu dem es gehört, selbst in eigentlich schrecklichen Augenblicken eine gewisse ironische Distanz zu bewahren, übernimmt die Funktion des notwendigen Druckventils.

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Details

Datum:
Mi. 27. Januar 2010
Zeit:
21:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Kino Kleine Fluchten
Hammerschlag 8
Schorndorf, 73614 Deutschland
Telefon
07181 61418