GB / Australien / F / USA 2009, 120 Min., von Jane Campion mit Ben Whishaw, Abbie Cornish, Paul Schneider, Kerry Fox, Thomas Sangster u.a.
England Anfang des 19. Jahrhunderts. In einem ländlichen Salon in Londons Vorort Hampstead nimmt die selbstbewusste Modistin und Näherin Fanny Brawn kein Blatt vor den Mund. Gnadenlos ehrlich und direkt urteilt die patente junge Frau über die Werke der beiden Künstler Charles Brown und John Keats. Ob eigentlich irgendjemand ihr „Geschreibsel“ liest, fragt die 18jährige die schwärmerischen Poeten provozierend. Und verkündet stolz: „Ich kann von meiner Arbeit zumindest leben“.
Mode und Poesie, scheinen zwei unüberbrückbare Welten. Doch schon beim nächsten Treffen mit dem 23jährigen Keats rezitiert Fanny seine Verse: „A thing of beauty is a joy for ever". Schönes gibt ewige Freude, so lautet die erste Zeile in seinem ersten mehr als hundert Seiten umfassenden Versepos „Endymion". Überrascht und erfreut beginnt der empfindsame Dichter sich für seine neue Nachbarin zu interessieren. Sein arroganter bester Freund Brown freilich beobachtet diese Annäherung mehr als misstrauisch.
Am Valentinstag kommt es zum Eklat. Hinter Keats Rücken schickt sein Mentor und Freund Fanny eine Botschaft. „Es ist ein Spiel“, verteidigt sich Brown. „Herzensliebe ist etwas Heiliges, davon hast du keine Ahnung“, schleudert ihm der entgegen. Aber auch Fannys Mutter (Kerry Fox) betrachtet die Verbindung ihrer Tochter mit dem kränkelnden und mittellosen Poeten skeptisch. Allein die Seelenverwandtschaft der beiden überwindet längst alle Hürden, die sich ihrer hoffnungslosen Hingabe in den Weg stellen. Zwischen ihnen entwickelt sich eine Intimität, die lange ohne Berührungen auskommt.
Es gelingt Jane Campion gerade diese Spannung extrem sinnlich aufzuladen. Dagegen wirkt selbst die animalische Leidenschaft, die ihr Meisterwerk „Das Piano“ zum Welterfolg machte, fast plump. Zudem sind Campions Bilder, auf eine eigenwillig lyrische Weise, den Gedichten Keats, des größten Romantikers der englischen Literatur, beigeordnet. Sie verdoppeln nicht, sie kontrastieren nicht – sie führen visuell fort, was Keats Poesie in Gang setzt. Ihre von sommerlichen Licht durchfluteten Settings bringen seine Gedichte zum Funkeln. Mit Blumen übersäte Wiesen verwandeln sich zu magischen Orten. Vor allem im Jahreszeitenwechsel der Natur feiern sich die Filmbilder und Keats Texte gegenseitig.