Scheinbar geächtet und hoch aktuell
Vortag und Diskussion von und mit Alex Feuerherdt
Das Problem sind nicht so sehr die Holocausleugner und Hakenkreuzschmierer. Das ist ähnlich den Stiefelnazis der sichtbare tumbe Abschaum.
Das Problem ist der Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft. Das sind zum Beispiel die guten Bürger, die sich eine „jüdische Kontrolle von Medien, Politik und Banken“ halluzinieren. (47,4% der Deutschen stimmen ganz oder teilweise der Aussage zu, dass Juden zu viel Einfluss auf die öffentliche Meinung haben, 53,4% sehen die Wall Street weitgehend unter jüdischem Einfluss.) Bei aller offiziellen Ächtung sind es offensichtlich die alten Naziparolen, die fest im bundesdeutschen Bewusstsein verankert sind.
Das Problem ist leider auch, dass sich in den sozialen Bewegungen (bedauerlicherweise nicht nur bei Occupy) eine Form der Kapitalismuskritik ausgebreitet hat, die strukturell antisemitisch ist. Dieser Antikapitalismus, der die kapitalistischen Zusammenhänge nicht versteht, personalisiert und moralisiert. Er dämonisiert das für ihn Greifbare: Geld, Spekulation, Zins, Finanzkapital. Dafür hält er Arbeit, Handwerk und („rheinisches“) Industriekapital für gut. Und landet so bei den göbbelschen Stereotypen des raffenden (jüdischen) und schaffenden Kapitals.
Alex Feuerherdt ist freier Publizist und Lektor mit den Schwerpunkten Fußball, Nahost und Antisemitismus. In seinen Veröffentlichungen bekämpft er engagiert offenen und versteckten Antisemitismus.
Eintritt frei
Veranstalter – Forum Politik in der Manufaktur, Club Manufaktur, DGB OV Schorndorf , VVN Rems-Murr