Vortrag und Gespräch
Moderation: Peter Schwarz, Zeitungsverlag Waiblingen
Vor 40 Jahren erschien mit „Männerphantasien” Klaus Theweleits große Untersuchung über die sexuelle, psychologische und soziopolitische Vorgeschichte des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik. Das Werk, das für viele als Auftakt der Männerforschung in Deutschland gilt, ist längst zu einem Klassiker auch der Gewaltforschung geworden. Angesichts der Zunahme extrem rechter Positionen sowie von Propagandafeldzügen gegen freiere Sexualitäten – Stichwort: »Genderwahn« – sind die Analysen des Buches viel zu brennend, um es im Regal der großen Werke ins Archiv zu stellen. Und ein Grund mehr mit Klaus Theweleit über Gewalt, Angst und Körperlichkeit zu sprechen. Und sein Buch, das er ergänzt um ein langes Nachwort, in einer Neuausgabe nun veröffentlicht, neu zu entdecken.
„Eine der Erkenntnisse des Buches ist ja nicht dass Faschismus so ein Konglomerat von Ideen ist, die bestimmte Männer haben, sondern dass das Körperzustände sind: Leute mit Körperzuständen, die angsterfüllt sind – Angst ist auch immer Angst vor dem eigenen Inneren, die Angst vor dem Fremden, Angst vor dem Fremden in einem selber. Das projiziert man nach außen und versucht das Außen zu bekämpfen, weil man selber damit nicht klarkommt.“ Klaus Theweleit, Deutschlandfunk Kultur,1.11.2019
Klaus Theweleit studierte Germanistik und Anglistik. Er lebt als freier Schriftsteller mit Lehraufträgen in Deutschland, den USA, der Schweiz und Österreich. Zwischen 1998 und 2008 war Theweleit Professor für Kunst und Theorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Er wurde bekannt durch sein Monumentalwerk Männerphantasien (1977/78), das bei Matthes & Seitz Berlin 2019 in Neuauflage erschienen ist.
Eintritt frei – Hut geht rum.