F 2008, 94 Min., von Gustave Kervern und Benoît Delépine mit Yolande Moreau, Bouli Lanners, Sylvie van Hiel, Mathieu Kassovitz, Benoît Poelvoorde
Extreme Zeiten verlangen nach extremen Maßnahmen. Das denken sich zumindest die Arbeiterinnen einer Textilfabrik in der nordfranzösischen Provinz. Sah es gestern noch so aus, als habe sich ihr Chef in einen spendablen Gönner verwandelt, der seine Angestellten mit einem neuen Kittel beglückt, stehen die Frauen heute vor einer vollkommen leer geräumten Fabrikhalle. In einer von langer Hand geplanten Nacht- und Nebelaktion wurden die Maschinen allesamt nach Asien verschiff. Zurück bleibt die Wut der versammelten Arbeiterschaft. Die Frage, wie sie ihre mickrige Abfindung möglichst gewinnbringend investieren, bringt eine von ihnen, die burschikose Louise, auf eine mehr als unkonventionelle Idee. „Das reicht für `nen Profi. Lasst uns den Boss abknallen!“
Mit der Suche nach einem geeigneten „Hitman“ beginnt eine pechschwarze, schräge und garantiert alles andere als Mainstream kompatible Reise, die uns und Louise vom trostlosen französischen Arbeiterkaff bis nach Brüssel und von dort ins Steuerparadies Jersey führt. Die beiden Filmemacher Gustave Kervern und Benoît Delépine sind bekannt für ihre abstrusen und politisch unkorrekten Geschichten. Für den in „Louise hires a Contract Killer“ aufgeführten Rachefeldzug der entrechteten Arbeiterschaft in Zeiten der Globalisierung testen sie wieder einmal mit sichtlichem Genuss die Schmerzgrenze ihres Publikums aus. Die Rollen sind dabei ebenso wie die Sympathien von Beginn an klar verteilt. Das experimentierfreudige Regieduo lässt nie einen Zweifel aufkommen, für wen unser Herz schlagen soll. Yolande Moreau ist als stoisches, notorisch wortkarges Mannsweib Louise eine echte Erscheinung. Aber erst im Zusammenspiel mit ihrem Schauspielkollegen Bouli Lanners, der den „Profi“ Michel als gnadenlos talentfreien Auftragskiller und Möchtegern-Rambo herrlich überzeichnet, entfaltet dieses radikal respektlose Buddy-Movie erst seinen vollen Unterhaltungswert. Kervern und Delépine beweisen, dass man sich einer sozialen Frage, die nicht zuletzt in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise hochaktuell ist, nicht mit didaktischer Strenge oder reflexhaften Betroffenheitsgesten nähern muss. Manchmal tun es auch zwei Höllenhunde und ein absurder Plan voller Chaos und Anarchie.