USA 2009,110 Min., von Ang Lee mit Demetri Martin, Imelda Staunton, Henry Goodman, Emile Hirsch, Jeffrey Dean Morgan, Liev Schreiber, Dan Fogler, Jonathan Groff, Kelli Garner, Eugene Levy, Paul Dano
Weil das Motel seiner Eltern kurz vor dem Konkurs steht, kehrt der junge Elliot aus der Metropole in die Provinz zurück. Während die grantelnde Mama die letzten Gäste verschreckt, bekommt der Sohn beim Zeitung lesen spontan die rettende Idee: Die Veranstalter eines Open Air-Konzerts haben gerade die Konzession für ihr geplantes Gelände verloren und suchen händeringend nach Ersatz – die Sumpfwiese hinter dem elterlichen Grundstück wäre dafür doch ideal, denkt sich Elliot. Als Leiter der lokalen Handelskammer verfügt er schließlich über die offizielle Lizenz für ein jährliches Musikfestival. Welche ungeheure Lawine er damit auslösen wird, kann der naive Held freilich beim besten Willen kaum ahnen. Bald belagern die ersten Vorauskommandos das kleine Kaff. Während die einen noch die dörfliche Moral und Ordnung durch die drohende Hippie-Invasion gefährdet sehen, wittern die anderen längst lukrative Einnahmequellen. Die Bar boomt, das Motel ist ausverkauft – selbst Elliots notorisch nörgelnde Mutter scheint dank Dollar-Segen ausnahmsweise zufrieden. Für den kleinen Helden wachsen derweil die Probleme: Erst wollen fiese Mafiosi mitkassieren, dann pochen kleinkarierte Beamte auf Vorschriften. Als Elliot schließlich leicht bekifft bei einer Pressekonferenz etwas leichtsinnig kostenlosen Eintritt verspricht, kennt der Ansturm der Massen keine Grenzen mehr: Mehr als eine halbe Millionen Musikfans und Hippies werden sich auf den Weg machen, um das größte Happening aller Zeiten zu feiern. Das allgemeine „Love & Peace“-Feeling wirkt auch für Elliot ansteckend und lässt ihn ganz neue Ufern betreten – das er vom eigentlichen Konzert kaum noch etwas mitbekommt, ist da letztlich fast schon egal. Ganz bewusst liefert „Taking Woodstook“ kein „Woodstock“-Reloaded, keinen Aufguss jener pompösen Dokumentation von Michael Wadleigh.
Ob Emile Hirsch als übercooler ‚Peace & Cash’-Guru Billy, Imelda Staunton als grandios kratzbürstige Mutter, Liev Schreiber als knallharter Travestie-Bodyguard oder Comedy-Star und Kino-Newcomer Demetri Martin als treuherziger Elliot, der staunend durch das Woodstock-Wunderland stolpert. Zum Mitstaunen ist auch das Publikum eingeladen: Sei es beim selbstironisch psychedelischen Sex-and-Drugs-Trip im bunten VW-Bus oder wenn Elliot auf dem Rücksitz eines Polizeimotorrads mit untertourigem Knattern gemächlich durch den schier endlos langen Hippie-Treck tuckert. Passend zum 40sten Woodstock-Jubiläum im Herbst präsentiert Lee eine farbenfrohe, luftig leicht gerührte „Das waren noch Zeiten” Geburtstagstorte mit allerlei Wunderkerzen, zynismusfreier Zuckerguss und ganz ohne Kitsch- Kalorien.