Spanien 2009, 128 Min., von Pedro Almodóvar mit Lluis Homar, Penélope Cruz,
Blanca Portillo, José Luis Gómez, Tamar Novas, Rubén Ochandiano
Der Drehbuchautor Harry Caine hieß früher einmal Mateo Blanco. Unter diesem Namen feierte er als Regisseur einige Erfolge. Seit einem tragischen Autounfall vor 14 Jahren ist Harry/Mateo allerdings blind und ganz auf die Hilfe seiner Freunde und Verwandten angewiesen. Vor allem seine frühere Produktionsleiterin Judit und ihr Sohn Diego helfen ihm bei alltäglichen Dingen. Als ihn ein junger Mann aufsucht, um mit ihm eine Filmidee zu besprechen, holt Harry die Vergangenheit urplötzlich wieder ein. Die Erinnerungen führen ihn und uns zurück an ein Filmset. Bereits während des Castings verliebt sich Mateo unsterblich in die wunderschöne Lena und sie sich in ihn. Da die Schauspielerin zu diesem Zeitpunkt offiziell noch mit dem mächtigen und schwerreichen Finanzjongleur Ernesto Martel liiert ist, glauben beide, ihre Beziehung zunächst geheim halten zu müssen. Tatsächlich weiß dieser längst um die Affäre seiner Frau.
Stück für Stück setzt Almodóvar die Puzzleteile seiner von Identitäts- und Zeitwechsel bestimmten Geschichte zu einem klaren Bild zusammen. Obwohl hierbei nicht jede Erhüllung wirklich überrascht, entwickelt „Zerrissene Umarmungen“ aus der Verknüpfung tragischer und leidenschaftlicher Momente eine gewisse Faszination. Vor allem zwischen Mateo und Lena, die zusammen mit dem eifersüchtigen Ernesto das charakteristische Trio eines Film noir bilden, knistert es. Sinnlich und erotisch ist auch dieser Almodovár und für beides zeichnet sich einmal mehr des Meisters neue Muse Penélope Cruz verantwortlich. Von ihren Lippen und Kurven scheint sich Rodrigo Prietos Kamera mitunter gar nicht mehr lösen zu wollen. Sie ist es, die der Geschichte ihren Stempel aufdrückt. Selbst im eher züchtigen Kostüm mit stilsicherer Audrey-Hepburn-Frisur verkörpert die Cruz noch die sirenenhafte Versuchung einer tragischen Femme fatale.
Almodóvars cineastisches Vexierspiel arbeitet nahezu in jeder Einstellung mit ikonographischen Bildern und Motiven des Kinos. Die für den Fortgang zentrale Szene im Treppenhaus, die Überwachung durch Ernestos Sohn (der im Übrigen nicht ganz zufällig auch Ernesto heißt) sowie der immer wiederkehrende Blick durch das Objektiv der Videokamera, all diese Einflüsse gehen nachweislich auf Almodóvars Lieblingsfilme zurück.