F 2007, 100 Min., von Emmanuel Mouret mit Virginie Ledoyen, Emmanuel Mouret, Julie Gayet, Michael Cohën, Frédérique Bel, Stefano Accorsi
Der Kuss ist einer der wichtigsten Momente in der Geschichte des Films, weil er sein Publikum auf so selten schöne und emotionale Weise abholt. Mit einem Kuss haben viele Geschichten ihr gutes Ende, und das Publikum kann in Frieden und seufzend aus dem Kinosaal schlendern, in dem Gewissen, das eine neue Liebe gerade erst begonnen hat. Dass ein Kuss aber nicht nur seine unbeschwerten Seiten hat, erzählt der französische Filmemacher und Schauspieler Emmanel Mouret in seiner vierten Regiearbeit, die auf ganz vortreffliche und amüsante Weise von den ungeahnten Folgen handelt, die so ein romantischer Schmatzer haben kann.
Emilie lernt auf einer Dienstreise in Nantes zufällig Gabriel kennen. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, obwohl beide in glücklichen Beziehungen leben. Aus einem gemeinsamen Abendessen bei Kerzenlicht wird scheinbar ein romantischer Abend, doch Emilie schreckt vor einem ersten Kuss zurück – denn sie kennt die Geschichte ihrer beiden Freunde Julie und Nicolas, die sie, über den ganzen Abend gestreckt, Gabriel erzählt. Es ist die Geschichte eines Kusses und seinen Folgen: Julie und Nicolas sind beste Freunde, doch als er von seiner Geliebten verlassen wird, bittet er Julie um einen ganz besonderen Gefallen – sein körperliches Leiden kann nur sie heilen, die Trauer nur sie trösten. Mit einem Kuss und wohl noch ein bisschen mehr.
Doch Emmanuel Mourets Figuren sind zum Glück gänzlich unerfahren und in allen Belangen unsouverän im Umgang mit ihrem emotionalen Missgeschick. Ihr Scheitern ist die wunderbare Umkehrung des klassisch romantischen Dialogs und führt in seiner bewussten Unbeholfenheit zu der komödiantischen Qualität, die man in dieser Form eigentlich nur aus Woody Allens früheren Filmen kennt. Ein in allen Belangen leiser und erhabener Slapstick, der ohne die lauten Momente auskommt, sondern stattdessen all die Unsicherheit und das Unbehagen zur Sprache bringt, wenn sich zwei Menschen gegenüber stehen und nicht wissen, ob sie sich wirklich küssen wollen.