Der rechtsextremen Szene gelingt es immer wieder ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten. Als ein sehr erfolgreiches Medium für Neonazis hat sich vor allem die Musik etabliert. Der Versuch der NPD, durch die «Schulhof-CD» Erstwähler für sich zu gewinnen, ist ein Paradebeispiel für die enorme Bedeutung dieses Mediums.
Die anziehende und faszinierende Wirkung der Musik besonders auf Jugendliche ist wohl einer der Hauptursachen für den ständigen Zulauf in der rechten Szene. Dabei werden Zensur und Verfassungsschutz durch szenebekannte Symbole und Codes gezielt umgangen, einem Großteil der Bevölkerung fällt dieses Versteckspiel erst gar nicht auf. Es ist folglich auch kaum bekannt, dass der Rems-Murr-Kreis und vor allem Schorndorf nicht von Neonazi-Konzerten unberührt geblieben ist, wobei diese teilweise von mehr als 100 Rechtsextremen besucht wurden. In den letzten Jahren trafen sich Neonazis mehrmals bei überregional organisierten Konzertveranstaltungen, zuletzt am 8.März 2008 in der NPD-Kneipe «Linde» in Schorndorf-Weiler. Aber auch in ursprünglich antifaschistischen Musikszenen, die bisher dem linken oder auch dem unpolitischen Spektrum zugeordnet wurden, sind patriotistische und auch sexistische Texte zweifelhafter Bands keine Ausnahme mehr.
Mit dem Konzert will das «Alternative Bündnis Remstal» auf die Gefahr rechtsextremer Musik aufmerksam machen und die antifaschistische Szene gegen faschistische Tendenzen in den eigenen Reihen sensibilisieren.
Chaoze One ist kein Newcomer, sondern seit nunmehr sieben Jahren aktiv. Er macht Rap, mag Rap aber er will nicht Rap machen müssen. Hannes Lohs (Ex MC der legendären Anarchist Academy) Fazit: «Deutlicher als er hat noch keiner der neuen deutschen Battlehärte und den patriarchal-pubertären Besamungsphantasien der politisch bewusstlos vor sich hin dumpfenden HipHop-Stammtischler eine Absage erteilt. Er ist kein Autonomer, der rappt, er ist ein Rapper, der autonom denkt und reimt.» Und das merkt man. So bestritt der Rapper bereits unzählige Gigs auf Kleinlastern um Demonstrationen musikalisch zu begleiten, brachte sich als Künstler in politische Kampagnen ein, tritt dort auf wo es weh tut – nämlich da wo Rassismus und Diskriminierungen ein mehr als deutlicher Bestandteil des Alltags sind. «Ein Mensch Projekt» ist der passende Ausdruck für einen der «autarksten Künstler der Szene». Der charismatische Rapper schafft es in seinen Live Shows in einer Symbiose aus Beat, Rap und Bühnenpräsenz selbst die letzten Skeptiker vor die Bühne zu ziehen.
Wohl nicht zufällig durfte Chaoze One deshalb 2007 auch mehrere Konzerte der Europa Tournee von Manu Chao eröffnen, spielte beim G8 in Heiligendamm zur Unterstützung des Protests zusammen mit Bands wie Kettcar, Jan Delay, Dendemann, Wir sind Helden, Chumbawamba oder Juli.
Freiboiter aus Stuttgart spielen bereits seit 1997 ihren typischen Sound, der die unterschiedlichsten Einflüsse widerspiegelt: Punk, Oi!, Rock’n Roll, Hardcore. Wenn man dennoch ein Genre suchen möchte, liegt man wohl mit Streetpunk sehr nahe. Die teilweise politischen und sozialkritischen, aber auch ironischen und schlicht aus dem alltäglichen Leben gegriffenen Texte werden kombiniert mit treibenden Riffs und eingängigen Melodien. Das Set wird darüber hinaus mit Coverversionen von Agnostic Front, Slime oder The Business und den Darbietungen eines total verrückten Sängers angereichert. Bei zahlreichen Shows sowohl im In- als auch im Ausland haben Freiboiter eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die fünf Jungs mit ihrer Spielfreude und Energie keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Es wäre falsch die Freiboiter als politische Band zu bezeichnen, jedoch ist der Begriff «Antifascist Oi!» nicht nur Beiwerk, sondern fester Bestandteil des Selbstverständnisses der Band.
Lea-Won gilt in München als einer der produktivsten, vielseitigsten und zugleich polarisierendsten Rap-Aktivisten. Fremdenfeindlichkeit, kapitalistische Ausbeutung und das allgemeine Gesellschaftsklima sind Themen, denen sich der 1984 geborene Rapper widmet. So war er auch bei Protesten gegen NATO-Veranstaltungen in München aktiv. Als Opening Act von Nico Suave und Clueso vergrößerte Lea-Won seinen Bekanntheitsradius schnell, auf den Savas-Schwanzvergleich im Rap schimpft er ebenso wie auf die pseudointellektuellen Babylon-Vergleiche eines Gentleman und analysiert gerne kritisch, statt die Moralkeule zu schwingen. Hip Hop als Punk der Neuzeit? Werden solche Phrasen gewöhnlich als idealistisch verhöhnt, treffen sie bei Lea-Won voll ins Schwarze.
Vielen Dank an die Unterstützer: Kreisjugendring Rems-Murr, IG Metall Waiblingen, VVN – Bund der Antifaschisten Rems-Murr, Schwäbische Wirtschaftsberatung GmbH.
Eintritt: 6,– Euro