Zum Geleit

Februar 2025

Liebe Freund*innen der Manufaktur,

sie haben es wieder getan! Es ist Mitte Januar, wenn dieses Editorial für Februar geschrieben wird. In der kommenden Woche wird der 47. Präsident der USA seine Amtsgeschäfte aufnehmen. Und weil „The Donald“ ein mittlerweile vorbestrafter Wiederholungstäter ist, hat er es sich natürlich nicht nehmen lassen, die Karenzzeit zwischen Wahltag und Amtsübernahme zu nutzen, um die Welt da draußen von Florida aus in Atem zu halten. Gefühlt kein Tag ohne Provokation, keine Mitarbeiter*innen-Verpflichtung ohne Rücksicht auf Kompetenz oder diplomatische Gepflogenheiten. Falls Provokation das richtige Wort ist. Vielleicht ist es auch reiner Zeitvertreib kindlich gebliebener Unschuld, wie man es von Spielplatz, Bolzplatz, Schulhof erinnert. Dazu reicht mitunter ein kurzer Blick auf die Weltkarte, weil man ab und zu im Weißen Haus Stadt-Land-Fluss spielen will: Land mit „G“? Hauptstadt mit „N“? „Nuuk!“ oder (zur Not) „Nuke“? Land mit „C“ im Norden? Hauptstadt von Panama? Das ist leicht: Panama City! Ein anderes altes Hobby, jetzt geteilt mit neuen Kumpels: Leute beschimpfen! Warum zur Abwechslung nicht auch mal sogenannte Freunde in Good Old Europe, die nicht über den bully Humor von Donald, Elon und JD verfügen und irgendwie lame and funny gereizt reagieren. Das macht auch Spaß, ist aber nicht abendfüllend, sondern erst der Anfang. Was auch sehr lustig anzuschauen ist, ist die Tatsache, dass viele der einstigen Donald-Verächter aus Silicon Valley ihm jetzt so tief reinkriechen, bis nicht mal mehr die Füße zu sehen sind. Und dann sind da ja noch die ewigen Fans von Donald und Elon in Ungarn, Serbien, Italien und eben Good Old Germany, die vor geiler Aufregung, jetzt irgendwie überraschend den Zeitgeist zu repräsentieren und nur noch hysterisch kichern. Nicht wahr, Alice? Beatrix? Giorgia? Naomi? Wer nach dem katastrophalen Ausgang der US-Wahl dachte, diese selbst eingebrockte Suppe können die stumpfen Amis (von denen wir in der Wolle gefärbten Pop-Freaks doch so einige sehr schätzen) aber jetzt mal selbst auslöffeln, greift deutlich zu kurz. The times they are a-changin‘. In den USA stehen die Zeichen auf Polarisierung und vor allem auch auf permanentem Ausnahmezustand, weil die Wut der Trump-Anhänger*innen umso mehr befeuert werden muss, weil die versprochenen Problemlösungen so einfach wie im Wahlkampf behauptet kaum zu lösen sein dürften. Dass die ungeliebte Ampel just am Wahlabend von Trump ihr Finale erlebte, war insofern etwas unglücklich gewählt, weil es in den Tagen zuvor gerade darum gegangen war, was Europa dem anarchischen und übergriffigen Gebaren des künftigen US-Präsidenten und seiner Clique entgegenzusetzen habe. Ohne handlungsfähige Regierung in Deutschland reduzierten sich die unterschiedlichen Szenarien einer Stabilisierung gleich wieder. Bis zum 23. Februar ist es zwar noch einige Tage hin, aber trotzdem gilt: Die Qual der Wahl! Zwar wird der Wahlkampf nun kürzer, aber nicht etwa dynamischer ausfallen. Weil die Akteure der gescheiterten Ampel einfach weiter im Spiel geblieben sind und nun unterschiedliche Optionen ausprobieren, die allerdings lediglich zwischen angetäuschtem Politikwechsel und kaum verdeckten Weiter-So changieren. Die CDU/CSU bedient sich bei der Rhetorik der AfD. Die SPD, Partei der sogenannten kleinen Leute, setzt auf den demografischen Fakt einer überalterten Gesellschaft mit Rentner*innen, denen man besser nicht ins Portemonnaie und in den Heizungskeller hineinregiert. Die Grünen scheinen aus der Ampel-Erfahrungen gelernt zu haben, dass die Zeiten einer ideologisch unterfütterten Politik überholt sind und setzen auf pragmatische Problemlösungskompetenz am Küchentisch. Die AfD hat ästhetisch zugelegt und bekämpft ab sofort die „Windmühlen der Schande“. Wer die Linke im Bundestag sehen will, müsste in die Wahlbezirke der drei „Silberlocken“ umziehen, was angesichts der herrschenden Bürokratie und der Nähe des Wahltermins kaum zu schaffen sein dürfte. Spaß macht das alles nicht. Und Entertainment muss anderswo gefunden werden. Eigentlich sollte hier noch etwas ausführlicher zu Thilo Mischke und sein unterkomplexes Kulturverständnis stehen. Etwas zum seltsamen Jugendkult der Führungsetagen der Öffis, der scheinbar Jugendlichkeit mit Sexismus und Felix Lobrecht-Prolligkeit verwechselt, darüber aber in und mit der Öffentlichkeit nicht sprechen oder gar diskutieren mag, sondern auf (konstruktive und seriöse) Kritik nur beleidigt reagiert. Erinnert ein wenig an die Transparenz einer Kaderpartei wie dem BSW und hilft sicher nicht bei der Aufwertung des abgewirtschafteten Images. Stichwort: „Legitimation durch Verfahren“. Was bleibt?
Die Aussichten scheinen trostlos: Wenn das BSW, die Linke und die FDP an der 5%-Hürde scheitern und die Brandmauer zur AfD vorerst noch intakt bleibt, dann sind gerade mal zwei Koalitionen möglich, von denen eine gerade von Teilen der CDU und der CSU geradezu fulminant als Brandmauer #2 ausgeschlossen wird. Ändert sich diese Machttaktik nicht, bleibt nur ein Bündnis von der CDU und der geschrumpften SPD, der eigentlich dringend eine Regeneration in der Opposition zu wünschen wäre. Die Vernunft dürfte – böses Beispiel: Österreich – pragmatisch bei den Koalitionsverhandlungen noch einmal obsiegen. Auf das, was dann folgt und seine Konsequenzen kann die AfD beruhigt setzen. Abgerechnet wird dann spätestens zum Ende des Jahrzehnts. Es wird böse enden. Aber ab März legt 2025 endlich richtig los!

Eure

Manufaktur

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