Zum Geleit (September 2024)
Liebe Freund*innen der Manufaktur,
Sonntag, der 9. Juni 2024. Europawahltag. Huiii! Die Realität hält ihren Einzug auf eine Art und Weise, dass sich manche/r sich noch Tage später – je nach Temperament und Präferenz – etwas verstört, verdutzt, irritiert, ratlos die Augen reibt. Mit der rechten Präferenz gibt es sogar reichlich zu feiern. Aus anderer, demokratischerer Perspektive dagegen macht sich ein Unbehagen breit, während man noch staunt, dass sich die Wahlkreis-Karte der Republik schwarz-blau färbt – mit ein paar rot-grünen Pubertätspickeln. Die paar roten Pünktchen muss man wirklich suchen (Herne, Emden, Eckernfeld); die entsprechenden grünen Pünktchen finden sich vorzüglich in urbanen Räumen mit angegliederter Universität (u.a. Freiburg, Karlsruhe, Köln, Münster, Oldenburg, Kiel, Flensburg). Das Saarland, Rheinland-Pfalz, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern können mit ihrer Unbeflecktheit hausieren gehen. Wenn man genau hinschaut, meint man die Mauer zu sehen. Irre, after all these years. Noch unbehaglicher wird es, wenn man beginnt, an der schwarzen Oberfläche zu kratzen und es dahinter zumeist auch blau wird. Die Parteien der Ampel-Koalition haben zusammen einen sehr, sehr knappen Vorsprung vor der CDU/CSU. Die Grünen und die SPD verlieren deutlich; die FDP bleibt auf niedrigem Niveau fast stabil. Die AfD liegt bei 15,9%. Dem BSW gelingen aus dem Stand 6,2%; die Linke wird halbiert. So sieht’s also aus! Da atmet man ja schon fast auf, wenn es heißt, Schorndorf habe gegen den Trend gewählt, der AfD nur einen kleinen Erfolg, aber keinen Erdrutsch erlaubt und könne so weiterhin als Bollwerk gegen den Rechtsextremismus fungieren. Ja, Herrschaftszeiten, als kleines gallisches Dorf, oder was?