Zum Geleit (April 2022)
LLiebe Freundinnen und Freunde der Manufaktur,
ein schönes Aprilprogramm steht uns bevor, nicht zuletzt mit der so groß- wie einzigartigen Cate Le Bon.
Dass sich die Kultur- und Politikveranstaltungsnormalität in Kriegszeiten auch ein bisschen seltsam anfühlt, müssen wir sicherlich niemandem erklären. Ebenso wenig, dass diejenigen unter uns Linken, die an einer weltanschaulichen Vorstellung von „Antiimperialismus“ aus den 1920er-Jahren (ok, vielleicht auch aus den 1980ern) festgehalten hatten, jetzt ein bisschen kognitive Dissonanz erleben. Oh, da ist gar nicht nur die NATO schuld!? Faktisch hatten Putin und sein Regime ja sowohl die Krim als auch die ostukrainischen Pseudo-Volksrepubliken bereits fest in der Hand. Schwer, nun auch noch diesen Angriffskrieg allein als Reaktion auf den westlichen Imperialismus – der in der Ukraine und rundherum zuletzt immer beliebter geworden ist – einzuordnen und die Augen davor zu verschließen, dass (auch) andere Leute gerne Imperien errichten, auf Kosten wieder anderer Leute. Es wirkt gelegentlich, als seien die anhaltende Putin-Verharmlosung und die Attraktion des russischen Nationalismus nur Ausdruck einer seltsamen Faszination für Autoritarismus und „hartem“ geopolitischen Realismus.