Liebe Freundinnen und Freunde der Manufaktur,
derzeit gibt es ja leider weder in Sachen Corona-Pandemieverlauf wirklich Anlass zum Enthusiasmus noch, was die Förderung von Kultur als Lebensbereich angeht, der politisch annähernd so wichtig wäre wie Wurstwaren- oder Hutschnurfabriken – die haben natürlich offen, „weil Wirtschaft“, obwohl man sich dort sehr viel eher infiziert als im Kino oder Konzert mit angemessenen Abständen und so weiter.
Schnauze voll? Eh, wie unsere österreichischen Freund:innen immer so charmant sagen, aber weniger, weil wir an die generelle Heiligkeit des Kulturellen glauben würden und unverantwortliche Privilegien für unsereins wollen würden, wenn die Lage ist, wie sie zu werden droht, sondern vor allem deshalb, weil die Wirtschaftsfunktionäre hierzulande weiterhin erfolgreich jede entschlossene Politik verhindern, die die in Produktion und Handwerk arbeitende Bevölkerung – gesundheitlich und finanziell – wirklich schützt und damit obendrein offenkundig auch das Coronaschließungselend für die Gesamtgesellschaft verlängern. Auch die Regierung lässt diejenigen unter uns, die nicht an Computer und Telefon zuhause arbeiten, weiterhin ziemlich konsequent im Stich, denn letztlich wird man ja schlicht unter Drohung des Rausschmisses dem Risiko ausgesetzt, das derzeit wieder weiter steigt. Home Office für die einen, nochmal mehr Coronarisiko für die anderen, von den Schulen und der Kinderbetreuung gar nicht erst zu reden: Irgendwie klar, dass das nicht gut geht – und obendrein innerhalb „der Arbeiter:innenklasse“, die ja sowohl Menschen in Fabriken als auch am Computer umfasst, neue Spaltungen und Ressentiments schafft. Scheißkapitalismus. Das muss doch vernünftiger und solidarischer gehen, wie offensichtlich muss das denn noch werden!
Trotzdem: In unserer kleinen Welt gibt’s auch Anlass zu Optimismus. Die Manufaktur lebt immerhin weiter (und riecht auch ganz gut, sogar immer besser, das immerhin). Es wird hier renoviert und optimiert, was das Zeug hält und was die nötigen Abstände erlauben: Eine optimierte Lüftungsanlage für den Saal steht kurz vor der Vollendung. Die Homepage sieht schon sehr viel besser aus und wurde gerelauncht.
Und vor allem: Wir haben ein Sommerprogramm geplant, das in weiten Teilen auch ohne das Bespielen des Saales auskommen wird – unter anderem, was die Musik angeht, mit Die Sterne, International Music, Fotos, Voodoo Jürgens. Und nicht zuletzt mit einem Filmprogramm, das das Nachholen dessen verspricht, was in anderthalb Jahren Film-Releases auf Sparflamme so alles zurückgehalten worden war.
Es gibt also eine ganze Menge, worauf es sich zu freuen lohnt. Außerdem wird es dieser Tage auch ein neues Video der großartigen BRTHR geben, eine Art Manufaktur-Hausvideo: Aufgenommen im Saal, auf der Außenbühne, im Büro, im Kino, in unserer Kneipe! Auch eine Form von Ersatzkonzert – zu sehen bald auf der neuen Homepage und in den sozialen Netzwerken eures berechtigten Misstrauens.
Vorfreude haben, grundfrustriert bleiben, solidarisch sein und hier und da zur Verbesserung der Laune einen Querdenker ärgern: das sind die wie immer leicht widersprüchlichen Handlungsempfehlungen eures
Manufaktur-Teams
im April zwanzich-aisazwanzich.